Blog zum Pfarrpraktikum

Ich heiße Heidi Kaschik und ich bin ehrenamtliche Mitarbeiterin der Pfarrcaritas der katholischen Pfarre St. Anna Breitenlee. Von November 2020 bis Februar 2021 absolvierte ich mein Praktikum „Reden bringt Segen“ in unserer Pfarre und voller Freude möchte ich hier berichten.


26.02.2021

Abschied. Vier Monate sollte mein Praktikum dauern. Das Ziel war, Menschen in der kalten Jahreszeit und während des Lockdowns zu begleiten. Und tatsächlich, das Virus ist zwar geblieben, aber unser Leben ist schon um einiges wieder einfacher. Öffnet man das Fenster spürt man die warmen Sonnenstrahlen auf der Haut und hört die Vögelchen zwitschern. Der Frühling ist schon zum greifen nahe. Beim Spazierengehen trifft man wieder auf andere Leute, man bleibt stehen und plaudert.

 

Zurückblickend kann ich sagen, es war für mich eine sehr bereichernde Zeit. Ich konnte viele berührende Gespräche führen. Ich konnte sehr viel über Einsamkeit lernen. Und ich konnte die Gemeinschaft in unserer Gemeinde Breitenlee erleben.

 

Ich möchte mich beim gesamten Pfarrteam bedanken, dass mich so wunderbar unterstützt hat. Ich mutete ihnen schon einiges an Ideen zu und  die ein oder andere Umsetzung wird auch noch in den nächsten Monaten folgen. Es ist Zeit zum Abschied nehmen. Die letzten vier Monate waren wie ein Geschenk für mich. Vielen Dank an alle die mich begleitet haben und mit mir telefoniert haben. An Sie alle ein "Vergelt's Gott".


17.02.2021

Fastenzeit. 40 Tage Fastenzeit. Wir kennen es alle, wir nehmen uns vor auf etwas zu verzichten. Doch auf was soll man nach einem Jahr des Verzichtes denn noch verzichten?

 

Wie wäre es in diesem Jahr mit Zeitfasten? 

 

Statt Nachrichten lesen am Handy verwenden wird das Gerät doch dafür, wofür es da ist. Zum Telefonieren. Verzichten wir auf 10 Minuten pro Tag Internet und rufen eine Verwandte oder einen Verwandten an, die oder den wir schon lange nicht mehr gesehen haben. Einen Freund oder eine Freundin von der oder dem sie solange nichts mehr gehört haben. Planen Sie im Voraus wen Sie anrufen möchten und teilen Sie einen fixen Zeitpunkt am Tag ein. So wird es zur Routine und  aus Fasten ein Geschenk, auch für Sie. 


01.02.2021

Die Wunderfrage. Stellen Sie sich vor, Sie gehen am Abend schlafen, träumen... und in der Nacht geschieht ein Wunder. Ihre Sorgen sind wie weggeblasen, Ihre Probleme sind gelöst. Am nächsten Morgen wachen Sie auf. So wie jeden Morgen. Doch Sie wissen nicht, dass ein Wunder geschehen ist, denn Sie hatten ja geschlafen. 

 

Woran würden SIE merken, dass ein Wunder geschehen ist? 

Woran würden andere AN IHNEN bemerken, dass dieses Wunder geschehen ist?

 

Diese Frage fand ich vor ein paar Tagen im Internet. Und sie ließ mich nicht los. Zunächst, welches Wunder würde ich mir wünschen? Es gibt so viele kleine Dinge die mich stören. Es gibt so viele große Dinge, die so unveränderbar aussehen. Ich entschied mich für den größten Brocken, den unveränderbaren. Ich schloss meine Augen, atmete ein - und - aus. Ich ließ los. Als ich die Augen öffnete, fühlte ich mich zufrieden. Ich lächelte noch den ganzen Nachmittag. Mein Brocken war noch da. Aber mir war klar, dass ich meine Sichtweise geändert hatte.

 

Mir fiel auf, dass ich dieses Gefühl kannte. Wie oft schon saß ich am Sonntag in der Kirchenbank, mit all meinen Problemchen. Hörte der Predigt zu, entspannte mich. Und wenn ich die Kirche verließ, fühlte ich mich befreit. Oja, wie ich mein Kirchenwunder vermisse.

 

Also los, Augen schließen,...manche nennen es Wunderfrage, andere GEBET.


19.01.2021

Achtsamkeit. Gestern Abend führte ich wieder ein besonders nettes Gespräch, das mich selbst ein wenig aufrüttelte. Wir sprachen über Achtsamkeit.

 

In der letzten Zeit ist Achtsamkeit ein Modeschlagwort in der Psychologie geworden. Ja, ich entdeckte sogar, dass eigene Achtsamkeits-Seminare angeboten werden. Doch eigentlich ist Achtsamkeit etwas von Gott Gegebenes, das in uns allen steckt. Schon als Kinder haben wir genossen, unsere Umwelt genau zu erspüren.

 

Denken wir an unsere Kindheit. Wie war das, als wir durch den weißen frisch gefallenen Schnee stapften? Das Weiß glitzerte im Sonnenlicht, unter unseren dicken Winterstiefelchen knirschte der Schnee. Es faszinierte uns. Bei jedem Schritt spürten wir, wie sich die weiche Unterlage zusammendrückte. Blickten wir zurück, sahen wir die Fußabdrücke die wir in den Schnee gesetzt hatten. Jeder Abdruck hinterließ ein eigenes Muster, ein Kunstwerk. Vorwärtskommen verlangte von uns viel Anstrengung, und wenn wir den Berg hinaufgehen wollten, rutschten wir immer wieder zurück. Der kalte Wind, umwirbelte unser Gesicht, den Schal zogen wir extra hoch um uns etwas zu wärmen. Doch nicht über die Nase. Denn die kalte Luft hatte seinen eigenen Duft, den wollten wir nicht missen. Wir fielen in den weichen Schnee. Er fühlte sich kalt im Gesicht an. Wie kleine Nadeln, die die Haut kratzten. Und da war dieses Glücksgefühl, Teil des großen Ganzen zu sein.

  

In diesen Tagen hat es wieder geschneit. Es liegt an uns, schöne Gefühle zuzulassen. Denn die Achtsamkeit ist Gott gegeben. Sie muss nicht erlernt werden, wir müssen ihr nur Zeit und Raum zum Entfalten geben.


06.01.2021

Es ziehen heut Land ein Land aus, drei Könige von Haus zu Haus, sie wollen für euch singen und frohe Botschaft bringen.

 

Naja, singen war heuer nicht gestattet. Aber trotzdem hat sich unsere Pfarre entschieden, das Sternsingen nicht abzusagen, sondern einfach verstärkte Schutzmaßnahmen zu beachten. Ich muss zugeben, dass ich zunächst sehr skeptisch war. Doch im Nachhinein, sehe ich, dass es eine sehr wichtige Botschaft für viele Menschen, unabhängig von ihrem Glauben, war. Und alle Kinder waren mit viel Freude dabei.

 

Insgesamt vier Mal war ich mit einer Kindergruppe unterwegs und wir läuteten an einer Haustüre nach der anderen an. In den Gesichtern der Menschen, sah man Freude. Freude, dass ein Teil der Normalität vor der Türe steht. Freude, dass es die Kirche noch gibt. Freude, dass das Brauchtum nicht verdrängt wurde. Freude, den Segen zu bekommen.

 

Ich entschuldige mich gleich, bei allen bei denen wir nicht geläutet haben. Unser Pfarrgebiet ist mittlerweile sehr groß und Corona bedingt, sind uns sehr viele Begleiterinnen und Begleiter ausgefallen. Doch ich kann Ihnen versichern, dass der Segen der Weisen so oft in Breitenlee ausgesprochen wurde, dass er bei uns allen angekommen ist.

 

 

Ja, damit bekam mein Praktikumstitel „Reden bringt Segen“ gleich eine andere Bedeutung 😊



23.12.2020

Die letzten vierzehn Tage war ich jeden Abend unterwegs. Es waren sehr nette Abende, denn ich war auf Herbergssuche mit der schwangeren Mutter Gottes.

 

Anfangs gestaltete es sich tatsächlich wie eine Herbergssuche. Ich fragte bei Familien telefonisch an, ob sie Maria aufnehmen würden. Einmal startete ich sogar den Versuch, bei der Haustüre einer mir nicht bekannten Familie zu läuten und um Aufnahme zu ersuchen. Ich war voller Vorfreude, was mich jetzt erwarten würde. Ich freute mich den Segen Marias weiterreichen zu können. Doch mein Gegenüber sah es etwas anders. Es war dunkel, es regnete und ich stand mit Haube und Mund-Schutz vermummt vor der Türe. Ich bekam keinen Einlass.  Eine wertvolle Erfahrung. Ich durfte selbst spüren, was es bedeutet, nicht aufgenommen zu werden.

 

 Desto mehr konnte ich es schätzen als nach und nach Anfragen eintrafen. Und ich kann nur berichten, dass jeder Besuch bei den Herbergsgebern eine wertvolle Begegnung für mich war und ich das Gefühl hatte, jeden Tag ein Geschenk „den Segen Marias“ überreichen zu dürfen.



08.12.2020

Die Herbergssuche. Dieses Brauchtum ist mir eine Herzensangelegenheit. Dabei wird ein Bild der heiligen Familie oder wie bei uns, eine Statue der schwangeren Mutter Gottes, von einem Haushalt zum nächsten weitergereicht. Es wird gemeinsam gebetet und gefeiert. Ich mag dieses Brauchtum, weil es in der oft hektischen Adventzeit, Besinnlichkeit bringt. Wofür den Stress in der Adventzeit, wenn wir das wesentliche aus den Augen verlieren?  Sind es die Geschenke unter dem Weihnachtsbaum? Oder der bevorstehende Jahresabschluss? Oder wollen wir uns eigentlich auf die Geburt Christi vorbereiten? Es braucht nicht viel, für eine besinnliche Zeit. Ein Adventkranz, das Kerzenlicht und dass man sich jetzt ein paar Minuten Zeit nimmt und Ruhe einkehren lässt. 

 

Coronaregeln erlauben keine gemeinsamen Adventfeiern. In der Pfarre Breitenlee fanden wir einen eigenen Weg zur Besinnlichkeit. Jeden Abend bringe ich Maria zu einem Haushalt und hole sie am nächsten Abend auch wieder ab. Dazwischen wird die Statue selbstverständlich desinfiziert. Gemeinsam wird bei der Türe gebetet und ein Gebetsheftchen für die Feier mit der eigenen Familie übergeben. 



01.12.2020

Werbung für „Reden bringt Segen“. Zwischenzeitlich war Fr. Unger schon sehr fleißig. Es wurde das Plakat auf die Homepage gestellt, im Schaukasten aufgehängt, ein Artikel wurde im Pfarrblatt geschalten, im Newsletter wird auf das Angebot hingewiesen und ich habe auch Visitkarten ausgedruckt, die bei jeder Gelegenheit ausgeteilt werden. Doch es gibt ja kaum Gelegenheiten zum Austeilen, da ja alle sozialen Kontakte wegen Corona eingestellt werden mussten.  Und gab es schon Gespräche? Ja. Ein paar wenige Gespräche, die mir aber zeigten, dass es wichtig ist, dieses Angebot zu haben. 


15.11.2020

Es ist Elisabethsonntag. An diesem Tag soll der Start des Projektes „Reden bringt Segen“ sein. Ich mag den Elisabethsonntag sehr. Er ist der Tag der Armen, ein Tag an dem mir sehr bewusst wird, wie gut es mir geht, und wie leicht es eigentlich wäre zu helfen.  An diesem Tag nutze ich jedes Jahr die Gelegenheit um während der Messe um Unterstützung für die Armen zu bitten, aber auch um aufzuzeigen, dass es Armut, in welcher Form auch immer, auch in unserer Pfarrgemeinde gibt. Einsamkeit, versteckte Armut, Mutlosigkeit oder Hilfsbedürftigkeit. Ich versuche aufzuzeigen, dass auch unsere Pfarre hier unterstützen möchte.

 

Doch ich musste auch feststellen, dass es zwar leicht ist, eine Idee zu haben und auch die Umsetzung der Idee ist nicht die Herausforderung – sondern wie in der Wirtschaft – die Werbung.

 

Unsere Leben ist jetzt anders – Corona bedingt, waren nur wenige Gläubige in der Messe in Neu-Eßling und in Breitenlee. Gerade jetzt, wo doch Hilfe am meisten benötigt wird, ist es schwierig um Hilfe zu bitten und Hilfe anzubieten, weil die Menschen nur schwer zu erreichen sind. 


01.11.2020

Corona hat unseren Alltag verändert. Der nun anstehende Lockdown macht uns allen zu schaffen, die Adventzeit, Weihnachten und die kalte Jahreszeit stehen vor der Tür. Die Pfarre Breitenlee möchte Sie in dieser Zeit begleiten. Wir bieten Ihnen die Aktion

„Reden bringt Segen“.

Was ist das und warum tun wir das?

Ab sofort stehe ich, Heidi Kaschik,  für Gespräche telefonisch zur Verfügung

·        über Ängste,

·        über Alltägliches,

·        über Neuigkeiten in der Pfarre,

·        um Sorgen einmal aussprechen zu können oder

·        einfach um zu reden oder gemeinsam zu beten,

·        weil Sie sich gerade einsam fühlen.

Es ist wichtig, dass Sie anrufen. Die Pfarre möchte mit allen auch in dieser reduzierten Zeit Kontakt halten und ich werde versuchen, ein Bindeglied zu sein.

 

Wie soll es funktionieren?

Meine Telefonnummer lautet 0680/1579368. Hier können Sie gerne anrufen und Ihre Rückrufnummer hinterlassen und bitte nennen Sie mir auch einen Zeitraum, wann ich Sie erreichen kann. Sie können auch gerne eine SMS schreiben. Da ich es neben meinem Beruf mache, werde ich jedoch nicht immer gleich zurückrufen können. Die Aktion wird bis Ende Februar begrenzt sein.

  

Und warum mach ich das?

Aus Liebe zu Gott und den Menschen. Und ich studiere Psychologie im letzten Semester und werde mein Psychologiepraktikum in unserer Pfarre absolvieren. Diese Zeit möchte ich mit Gesprächen in unserer Pfarre verbringen. Gerade in einer Zeit in der von uns sozialer Abstand verlangt wird, möchte ich Sie ansprechen und etwas Abwechslung in den grauen Alltag bringen. Also keine Scheu, rufen Sie mich an, Sie ermöglichen mir damit mein Praktikum. 

 

Hinweis: Ich bin keine Therapeutin, Gespräche mit mir unterliegen der kirchlichen und beruflichen Verschwiegenheit. Unsere Gespräche können keine ärztliche Therapie oder Psychotherapie ersetzen.